Der Djemaa El Fna, mehr Marrakesch geht nicht

Tagsüber tummeln sich auf dem Marktplatz Djemaa El Fna Schlangenbeschwörer, falsche Ärzte, Tänzer und Henna-Bemalerinnen. Abends wandelt er sich zum Restaurant unter freiem Himmel.

Der Djemaa El Fna war einst ein Platz für Hinrichtungen. Heute ist er das Herz der marokkanischen Stadt, sagen die Leute. Ich schlendere durch die engen, geheimnisvollen Gassen des sogenannten Souk. Es herrscht ein riesiges Wirrwarr, ich versuche mich zurechtzufinden. Ich gehe mit dem Strom und bleibe schon fast krampfhaft gelassen und desinteressiert bei meiner Shoppingtour. Töpfe, Schuhe, Lampen. Alles blinkt und funkelt.

‚Hello Madame, do you like this? I will offer you a good price‘, so beginnen die meisten Verkaufsgespräche. Händler wollen verkaufen, Touristen wollen zuerst nur schauen. Wenn man sich seiner Sache sicher ist, gehts ans Feilschen. Verhandeln ist kein Dürfen, sondern ein Müssen. Im Souk kann man es schon fast als Gesprächstraining betrachten. Mit etwas Übung und einer Prise Witz und Charme erhält man die besseren Preise.

Endlich gelange ich wieder auf den Djemaa El Fna. Es ist bereits Abend geworden und der Platz ist kaum wiederzuerkennen. Eine Art Zauber liegt in der Luft. Zusammen mit den Essensständen leuchtet der Platz lichterloh, schon fast wie der schöne Stuttgarter Weihnachtsmarkt, nur ohne Glühwein. An den Ständen wird aktiv gearbeitet. Es raucht und qualmt, es riecht nach verschiedenen Gewürzen. Die Auswahl an kulinarischen Besonderheiten ist gross und ich frage mich, welcher Stand wohl meine volle Aufmerksamkeit gewinnen wird. Schneckensuppe, Schafskopf oder doch lieber ein einfacheres traditionelles Gericht? Vielleicht ein Couscous?

Ich halte mich etwas abseits des Getümmels und trinke einen frisch gepressten Orangensaft. Dann kaufe ich Datteln für den kleinen Hunger zwischendurch. Das Angebot ist gross. Die Tische sind nummeriert und helfen bei der Orientierung. Die Köche von Tisch Nummer 13 bieten guten Fisch an. Und bei der Nr. 43 waren die Köche besonders nett und aufmerksam. Schliesslich entscheide ich mich für die einfache Kost, Tajine. Huhn, das mit Safran und Paprika eingerieben und mit Zwiebeln und Reis serviert wird. Dazu trinke ich frischen Minzetee. Guten Appetit oder gleich auf Arabisch: تمتع بوجبتك (ausgesprochen Bil hana we shifa). (Bilder: Denise Ferrarese)