Venedig, Karneval und viele Frittelle

Die Hauptstadt Venetiens bleibt für mich immer noch voller Geheimnisse. Man macht sich auf den Weg und geht verloren – na und? Wie um ein gutes Essen geniessen zu können, braucht man vor allem auch für die Stadt eins: Zeit.

Venedig habe ich schon unzählige Male besucht. Trotzdem verzaubert mich die Stadt immer wieder aufs Neue. Im Sommer sollte man sie wegen des Massentourismus eher meiden. Die Hitze lässt einen durch die Gassen schleichen und an den überfüllten Strand des Lidos denken.

Nein, die Stadt zeigt in der Kälte ihren wahren Charakter. Meine bevorzugten Besuchszeiten sind deshalb Herbst und Winter. Venedig strahlt dann etwas Schwermütiges, schon fast Düsteres aus. Andererseits präsentiert sich die Stadt aber auch gelassen und wunderschön. Das wahre Venedig, das Venedig der Venezianer: Die Gassen, Plätze, Kirchen und Museen – leer. So, wie es sich die Venezianer herbeisehnen.

Die Karnevalszeit war für mich Premiere. Trompeten und Trommeln trieben mich schon immer eher in die Ferne. Die Stille bei Venedigs Karneval lässt einem Platz zum Geniessen und Staunen. Sogar das applaudieren der Touristen fällt leise aus.

Während der letzten 10 Tage vor der Fastenzeit, kann man die Tage in Venedig feierlich und mit gutem Essen verbringen. Sei es in den Trattorie, Osterie oder Bacari. Die Auswahl muss gut überlegt sein. Nicht jedes Restaurant entspricht dem gewünschten Standard. Und je näher der San Marco Platz, desto höher die Preise. Die Qualität lässt aber des Öfteren zu wünschen übrig.

Was mir an Venedig besonders gefällt, sind die unzähligen Bacari, die schlichten Stehbars. Hier kann man von früh Vormittags bis spät in den Abend den kleinen Hunger mit Baccala-Brötchen oder mit etwas Süssem stillen, den Frittelle, der Hauptspezialität in Zeiten des Karnevals. Süsses und Karneval stehen im Einklang wie die Masken und Ihre Bälle. Ein Glas Aperol Spritz, der meistgetrunkene Apreritif Venetiens, darf an der Bar auch nicht fehlen.

Auch die Harry’s Bar habe ich kurz aufgesucht. Zu dieser Bar kann man die ‚Vom Tellerwäscher zum Millionär‘-Geschichte erzählen. 1929 hatte der arme Amerikaner Giuseppe Arrigo Cipriani die Bar eröffnet und den heute berühmten Bellini Cocktail erfunden. Im Reiseführer steht, dass man sich den Drink für stolze 18 Euro genehmigen soll. Die Venezianer schütteln bei dieser Aussage jedoch den Kopf und weisen darauf hin, dass der Cocktail zu 1/3 aus frischen Pfirsichen besteht und dieser darum erst im Sommer genossen werden sollte. Ich befolge den guten Rat und werde den frischen Bellini wohl im September bei der Biennale di Venezia geniessen.